zurück zum Seitenanfang
Medical Pilates Logo

Multiple Sklerose & Pilates

ina hanken pilatestrainerin muenchen
| Veröffentlicht am: 7. Juni 2022
  keine 
Sie sind hier: 
Veröffentlicht am: 7. Juni 2022 
  keine 
Jetzt teilen!

Warum Pilates einen positiven Effekt auf Patienten mit Multiple Sklerose hat.

Was ist Multiple Sklerose?

Multiple Sklerose, auch MS oder Encephalomyelitis disseminata genannt, ist eine neurologische Erkrankung.

Das bedeutet, das das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) durch die chronisch entzündliche Erkrankung angegriffen wird.

Die Nervenisolierschicht wird geschädigt, Nervenfasern und -zellen können abgebaut werden und es entstehen dadurch unterschiedliche Symptome.

darstellung multiples sklerose

Die MS wird auch als Krankheit der tausend Gesichter bezeichnet, da sie bei jedem Patienten anders verläuft und andere Auswirkungen hat.

Symptome

Die Symptome sind abhängig von den geschädigten Nervenfasern. Sind es eher Sinnesinformationen die weiter gegeben werden oder Bewegunsinformationen?

  • Temperaturempfindungsstörungen
  • rasche Erschöpfung, Müdigkeit/ Fatigue
  • Gangstörung
  • Gleichgewichtsstörung
  • Koordinationsstörung
  • Lähmungserscheinungen
  • Steifheit/ Spastik
  • Sehstörungen
  • Blasen- und Darmstörung
  • kognitive Störung: Aufmerksamkeit, Konzentration, Merkfähigkeit
  • Schmerzen
  • Schwindel

Verlauf der MS

Die Erkrankung verläuft sehr individuell und ist nicht vorhersehbar. Es wird unterschieden zwischen:

  1. schubförmigen Verlauf ( RRMS relapsing recomitting MS)
  2. primär progredienten Verlauf ( PPMS primary progressiv MS)
  3. sekundär progredienter Verlauf ( SPMS secondary progressiv MS)

1. Beim schubförmigen Verlauf verschlechtern sich plötzlich bestimmte Aktivitäten im Körper. Diese Symptome halten mindestens 24 Stunden an und sind nicht durch andere Diagnosen zu erklären.

Diese Symptome können nach dem Schub teilweise ganz wieder verschwinden und es können Monate bis Jahre zwischen den Schüben vergehen.

Ca 85-90% aller MS betroffenen haben einen schubförmigen Verlauf.

2. Der primär progrediente Verlauf zeichnet sich durch schleichende stetige Verschlechterung der Symptome aus und ist von beginn an nicht schubförmig. Ca 10-15% der MS Erkrankten sind hier ein zu ordnen.

3. Der sekundär progrediente Verlauf entwickelt sich aus dem schubförmigen Verlauf und die Schübe lassen dann nach und es verschlechtert sich kontinuierlich.

MS ist nicht heilbar, aber der Krankheitsverlauf lässt sich durch Medikamente abschwächen und verlangsamen.

Ursache der MS

Die Ursache der MS ist unbekannt. Es entwickelt sich eine Fehlreaktion des körpereigenen Immunsystems und man spricht von einer Autoimmunerkrankung. Es wird angenommen das folgende Faktoren eine Rolle spielen:

  • bestimmte Viren
  • erbliche Faktoren
  • Umweltfaktoren
  • geografische Besonderheiten
  • Hormone

Weitere Erkenntnisse:

  • Die MS tritt gehäuft im frühen Erwachsenenalter zwischen 20 und 40 Jahren auf, kommt aber auch bei Kindern und Jugendlichen und älteren Erwachsenen vor.
  • Wenn sie nach dem 40.Lebensjahr auftritt, dann meist als primär progrediente Form.
  • Frauen sind doppelt bis dreifach so häufig betroffen wie Männer

Diagnose der MS

Bei Verdacht auf MS wird folgendermaßen vorgegangen:

  1. Krankheitsgeschichte aufnehmen/ Anamnese erstellen
  2. neurologische Untersuchungen ( Sensibilitätstest, Reflexe u.a.)
  3. Magnetresonanztomographie MRT ( es können hierdurch demyelinisierende
  4. Bereiche im Gehirn und Rückenmark aufgezeigt werden)
  5. Liquordiagnostik( Nervenwasseruntersuchung)
  6. Blut- und Urintestung zum Ausschluss anderer Diagnosen

Behandlung der MS

Die Multiple Sklerose ist nicht heilbar!

Man unterscheidet in der Behandlung 4 verschiedenen Therapieformen:

1. Schubtherapie:

Der akute Schub der MS wird meistens mit Kortisonpräparaten gegen die Entzündungsherde behandelt.

2. Basistherapie:

Hier handelt es sich um eine langfristige Immuntherapie , um den verlauf positiv zu beeinflussen durch Einnahme von Immuntherapeutika.

3. Symptomatische Therapie:

Die aufgetretenen Symptome werden mittels Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Augenarzt, Psychologe, Medikamente, Osteopathie, Sportangebote, Ernährungsberatung, Vorträge, Physikalische Therapie behandelt.

MS symptomatische Therapie

4. Rehabilitation:

Der Patient wird bei der Rückkehr in sein berufliches und soziales Leben weitreichend unterstützt durch die entsprechenden Berufsfelder.

Die MS Erkrankung kann alle Bereiche des Lebens beeinflussen z.B. Partnerschaft, Sexualität, Familienplanung, Ausbildung, Beruf, Hobbys, Freundschaften, soziales Leben und somit ist es wichtig, den Patienten möglichst mehrgleisig zu begleiten und zu unterstützen in der Rehabilitation.

MS und Psyche

MS Betroffene leiden häufig unter depressiven Verstimmungen oder Depressionen.

Dies ist sicherlich der Ungewissheit über den Verlauf der Erkrankung geschuldet. Am Anfang ist die Diagnose MS ein Schock und ein großer Einschnitt ins Leben. Man ist verunsichert, weis nicht was auf einen zukommt, hat Ängste und macht sich viele Gedanken.

Die Symptome sind sehr unterschiedlich und es können immer neue dazu kommen. Die Diagnose birgt eine Unvorhersehbarkeit, man kann sich auf nichts richtig einstellen.

Auch der Verlauf ist ungewiss und jeder Tag kann anders sein. Trotzdem muss eine MS nicht zwangsläufig einen schweren Verlauf nehmen!

Je nachdem in welcher Lebensphase man sich befindet, ob Abnabelung vom Elternhaus, erste Partnerschaft, Berufsausbildung, Umzug oder schon mit realisierten Träumen und Zielen, bewältigt man die Erkrankung anders.

Die Zukunftsperspektiven die man sieht sind dann andere.

Jeder Mensch geht anders mit Krisen um und alle Gefühle von Wut, Trauer, Verzweiflung, Hoffnung, Zuversicht, Optimismus, Enttäuschung sind normal und wechseln sich im Verlauf dieser Erkrankung immer wieder ab.

Vielleicht schafft man es die MS anzunehmen und mit ihr zu leben.

Schön wäre es, wenn das leben wieder in den Mittelpunkt rückt und nicht die MS ständig Mittelpunkt des Lebens ist.

Auch das Umfeld der betroffenen leidet mit und wird, im besten Fall, die anstehenden Veränderungen mit tragen, mit begleiten und mit gestalten und so geeignete Bewältigungsstrategien entwickeln.

Vielleicht schafft man es flexibel zu bleiben, sich auch was zu zutrauen, aktiv nach Lösungen und Unterstützung zu suchen.

Entscheidend für die Psyche ist u.a. auch das aktive Auseinandersetzen mit dem eigenen Körper, seinen Fähigkeiten und Ressourcen.

MS und Pilates

Warum ist Pilatestraining so wertvoll für MS Erkrankte?

Geraetetraining

Das Pilatestraining ist ein Ganzkörpertraining, beim dem sehr funktionell gearbeitet wird mit dem Körper.( siehe hierzu auch den Magazinbeitrag Was ist Pilates?)

Die Rumpfmuskulatur wird als Muskelkorsett trainiert mit Beckenboden, Zwerchfell, Bauch- und Rückenmuskeln.

Durch dieses Training wird die Kraft, die Beweglichkeit, die Koordination und das Gleichgewicht trainiert, alles auch sehr wichtige Ansätze für MS Erkrankte.

Zusätzlich profitieren MS Erkrankte aber besonders vom Pilatestraining durch:

  • positive Beeinflussung der  Körperwahrnehmung und Körperhaltung
  • Minimierung der Sturzgefahr
  • Gerade die Angst vorm Sturz führt leider oft dazu, das die Patienten sich weniger bewegen und schon sind wir im Teufelskreis und die Beschwerden und die Angst nehmen zu.
  • positive Beeinflussung der Spastizität durch die konzentrische und exzentrische Arbeit
  • positive Beeinflussung der Fatigue
  • Die Körpertemperatur wird beim Pilates nicht zwingend erhöht, so dass das Uhthoff-Phänomen ( Verschlechterung der Sehkraft bei MS durch erhöhte Körpertemperatur nach körperlicher Anstrengung) nicht zum Tragen kommt

Das Pilatestraining ist eine wertvolle Methode und bietet unzählige Möglichkeiten durch die Geräte, Einstellungen, Hilfsmittel usw., so dass jeder nach seinem Tagesbefund trainieren kann.

Das Training ist nicht nur aus körperlichen Aspekten wichtig, sondern auch für die Psyche.

Der MS Betroffene arbeitet mit seinen Ressourcen, mit seinen Fähigkeiten, mit dem was er kann und gewinnt dadurch wieder mehr Selbstvertrauen in seinen Körper.

Bewegung ist wichtig, um möglichst lange die Selbstständigkeit zu bewahren und immer wieder neu zu erwerben soweit möglich.

Aktiv zu werden und sich nicht als Opfer der MS Erkrankung zu sehen, ist ein wichtiger Baustein bei den Bewältigungsstrategien.

Hier leistet Pilates einen sehr wichtigen Beitrag!

Quellen:

  • Gheitasi,M. Etal 2021 Effect of twelve weeks pilates training on functional balance of male patients with multiple sclerosis, Randomiad controlled trial
  • Sisi et al, 2012
  • Bulgaroglu et al, 2017
  • Multiple Sklerose Gesellschaft Wien
  • Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e.V.
  • Pschyrembel
  • Wikipedia

Keine Kommentare zu Multiple Sklerose & Pilates

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

comments-oenvelopephone-handsetcrossmenuchevron-down
linkedin facebook pinterest youtube rss twitter instagram facebook-blank rss-blank linkedin-blank pinterest youtube twitter instagram